Sofia und die singenden Tulpen!
Von Sara Simon Kreativ!
Frankfurter Verlagsgruppe GMBH
Durch die Auswahl „Die besten Geschichten“
erfüllen Sie übrigens auch die Zugangsbedingungen für das staatlich zugelassene Fernstudium
„Literarisches Schreiben“ der CORNELIA GOETHE AKADEMIE , das literarische Handwerkszeug mit Hilfe einer sehr qualifizierten Begleitung eines marktführenden deutschen Verlages, wie S. Fischer,
Suhrkamp oder Carl Hanser zu komplettieren! 🥇
In einem weiten Feld, so weit das Auge reichte, blühten unzählige Tulpen in den zartesten Pastellfarben. Es war ein Anblick wie aus einem Märchenbuch, ein Meer aus sanftem Rosa, Himmelblau, Cremeweiß und hellem Gelb, das im Wind leise wogte. Jeden Morgen, wenn die Sonne ihre ersten warmen Strahlen über das Land schickte, kam ein kleines Mädchen namens Sofia zu diesem Feld. Sofia war acht Jahre alt und ihre Augen strahlten so hell wie die Morgentauperlen auf den Blütenblättern.
Sie liebte ihre Tulpen über alles, denn es waren keine gewöhnlichen Blumen. Diese Tulpen konnten singen! Und Sofia sang jeden Morgen mit ihnen.
Ihre Stimmen, die hohen, klaren Töne des Mädchens und die sanften, melodischen Klänge der Blüten, vermischten sich zu einer wunderschönen Harmonie, die über das Feld schwebte und die Herzen der Vögel erfreute.
Aber die Tulpen waren nicht nur zum Singen da.
Sie waren auch Sofia Trostspender. Wenn Sofia traurig war, wenn eine kleine Wolke der Melancholie über ihr Herz zog, dann wusste sie genau, wohin sie gehen musste.
Sie legte sich sanft zwischen die bunten Blüten, schloss die Augen und lauschte. Und dann begannen die Tulpen, nur für sie, ein Liedchen zu singen.
Es war ein Lied voller Wärme und Geborgenheit, das jede Traurigkeit vertrieb und Sofia Herz wieder leicht werden ließ.
Eines Tages, als Sofia wieder bei ihren geliebten Tulpen saß, seufzte sie leise.
"Ach", dachte sie, "ich wünschte, ich könnte auch so wunderschön aussehen wie ihr, mit euren zarten Blütenblättern und leuchtenden Farben." Eine besonders alte und weise Tulpe, deren Blütenblatt ein sanftes Pfirsich Farbe hatte, hörte ihren Wunsch und wog ihren Kopf im Wind.
Die Tulpe hatte eine wunderbare Idee! Sie flüsterte den anderen Tulpen zu, und sofort begann das ganze Feld zu summen und zu rascheln. Jede Tulpe streckte ihr schönstes Blütenblatt aus und ließ es sanft zu Sofia Füßen gleiten. Es waren Blütenblätter in allen Pastellfarben des Feldes, so weich wie Seide und so leuchtend wie gemalte Träume.
Mit diesen unzähligen Blütenblättern konnte Sofia sich ein Kleid machen, ein Kleid, das so zauberhaft war wie das Tulpenfeld selbst.
Sofia war überglücklich! Mit geschickten Fingern und der Hilfe der Tulpen, die ihr leise Anweisungen zuraunten, schuf sie sich ein atemberaubendes Kleid aus den geschenkten Blütenblättern.
Es war ihr Zauberkleid, und sie zog es immer an, wenn sie ihre Tulpen besuchte, um mit ihnen zu singen und zu spielen. Doch das Kleid hatte eine noch größere Magie: Wenn Sofia es zu Hause anzog, dann...
Wenn Sofia das Zauberkleid zu Hause anzog, besonders abends, wenn die Schatten länger wurden und die Dunkelheit hereinbrach, geschah etwas Wunderbares. Sophia hatte oft Schwierigkeiten einzuschlafen, und manchmal schlichen sich kleine Ängste in ihr Herz.
Doch sobald sie das aus Blütenblättern gewebte Kleid überstreifte, konnte sie ein leises, beruhigendes Summen hören. Es war das Summen ihrer Tulpen, das sie umgab, selbst wenn sie weit weg von ihrem Feld war.
Mit dem Summen spürte sie auch die Stärke und die unendliche Liebe all ihrer Tulpen.
Es war, als würden tausend kleine Blütenblätter sie in den Schlaf wiegen, ihr Mut zusprechen und alle Sorgen vertreiben.
Die Angst schmolz dahin wie Morgentau in der Sonne, und Sophia fühlte sich sicher und geborgen. Mit einem Lächeln auf den Lippen und dem süßen Klang der Tulpen in ihren Ohren schlief sie dann tief und fest, träumend von bunten Feldern und singenden Blumen.
Eines Nachmittags, als Sophia ausgelassen mit ihrer kleinen Schwester im Garten spielte, drangen laute Stimmen von den Nachbarn herüber. Sie sprachen aufgeregt über eine Unwetterwarnung, von einem großen Gewitter und viel Regen, der bevorstand.
Plötzlich überkam Sophia eine tiefe Angst um ihre geliebten Tulpen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Schnell schlüpfte sie in ihr Zauberkleid und rannte zum Tulpenfeld.
Als sie inmitten der zarten Blüten stand, die sich im Wind wiegten, erzählte sie ihnen alles von ihrer Furcht. "Ein Unwetter kommt!", flüsterte sie mit zitternder Stimme.
"Was passiert dann mit euch? Wenn es regnet und der Sturm tobt, was wird dann aus euch?"
Die Tulpen lauschten aufmerksam, und dann wogte eine besonders große, tiefblaue Tulpe sanft hin und her. Sie beugte sich ein wenig zu Sophia herab, und in einem sanften, melodischen Ton, der nur Sophia hören konnte, sprach sie zu ihr und sagte ihr, sie brauche keine Angst zu haben.
Sophia lauschte den Worten der großen Tulpe, und es war, als würde ein warmer Strom durch ihr Herz fließen. Die schöne, besondere Tulpe wogte sanft im Wind und sprach mit einer Stimme, die so klar war wie Tau am Morgen: "Liebe Sophia, du brauchst wirklich keine Angst um uns zu haben. Wenn so ein Sturm kommt, dann machen wir etwas ganz Besonderes. Wir ziehen unsere Blütenblätter alle fest zusammen. Wir sind dann ganz eng beieinander, jede einzelne Blüte schließt sich und wird fest und stark. Wir halten dann so gut zusammen, dass uns der Sturm gar nichts ausmacht."
Während die Tulpe sprach, konnte Sophia spüren, wie das Summen in ihrem Zauberkleid lauter und wärmer wurde. Es war ein Echo der Stärke und der Verbundenheit, von der die Tulpe sprach. Die Bilder der schützenden, eng geschlossenen Blüten nahmen die spitzen Kanten ihrer Angst. Ein Lächeln begann auf Sophias Gesicht zu erscheinen, und die Träne, die sich zuvor gebildet hatte, trocknete langsam.
Sophia war überglücklich! Ihre Angst war wie weggeblasen. Zum Abschied sangen die Tulpen ihr noch ein letztes, zartes Lied vor, eine Melodie voller Trost und Zuversicht. Sophia konnte es kaum erwarten, nach Hause zu rennen, um ihrer kleinen Schwester Lea, die gerade einmal ein Jahr alt war, alles zu erzählen. Lea war noch zu klein, um selbst zu den Tulpen zu kommen, aber Sophia erzählte ihr immer alle Abenteuer und Geheimnisse des Tulpenfeldes. Lea war natürlich auch voller Angst wegen des drohenden Unwetters.
Als Sophia zu Hause ankam, fand sie Lea mit großen, ängstlichen Augen im Wohnzimmer sitzen. Sophia nahm ihre kleine Schwester fest in den Arm und erzählte ihr mit leuchtenden Augen und in sanftem Ton, was die weise Tulpe ihr beigebracht hatte: wie die Blüten sich bei einem Sturm schließen, ganz eng zusammenhalten und so sicher sind.
Lea lauschte gespannt Sophias Worten, und allmählich wich die Sorge aus ihrem kleinen Gesicht. Sophias Mut und die magische Geschichte der Tulpen beruhigten Lea, und sie kuschelte sich fest an ihre große Schwester.
Als der Sturm über das Land gezogen war und sich der Himmel wieder aufklarte, war das Erste, was Sophia tat, natürlich zu ihren Tulpen zu eilen. Sie musste mit eigenen Augen sehen, ob wirklich alles in Ordnung war. Und tatsächlich! Es war genauso, wie die große Tulpe es beschrieben hatte. Alle Blüten waren fest geschlossen, jede einzelne Tulpe war wie ein kleiner, schützender Kokon. Und was noch viel zauberhafter war: Überall auf ihren geschlossenen Blütenblättern glitzerten tausende Regentropfen.
Sie sahen aus wie leuchtende Kristalle, die im sanften Schein der gerade aufgehenden Sonne funkelten. Es war ein magischer Anblick, als hätte jede Tulpe ein Kleid aus purem Edelstein angelegt.
Sophia war überglücklich, als sie sah, wie wunderschön alles aussah! Mit einem Herzen voller Freude begann sie, den Tulpen ein Lied vorzusingen. Ihre klare, reine Stimme erfüllte das Feld, während die Tulpen, obwohl ihre Blüten noch fest verschlossen waren wegen der vielen Regentropfen, innen drin mitsummten. Es war wie ein geheimer Chor, ein sanftes Murmeln der Zufriedenheit, das durch das ganze Feld hallte. Sophia ging langsam zwischen den glitzernden Blumenreihen hindurch, sang ihr Lied, und die Tulpen summten mit – jeder Tropfen auf ihren Blättern funkelte dabei wie ein kleiner, leuchtender Kristall. Sie war unendlich froh, dass ihren geliebten Tulpen nichts passiert war.
Die Sonne kehrt zurück!🌞
Langsam zogen auch die letzten dunklen Wolken vom Himmel weg. Ein heller, warmer Sonnenstrahl bahnte sich seinen Weg und traf direkt das Tulpenfeld. Und wie von Zauberhand begannen die Regentropfen von den Tulpen zu glitzern und einer nach dem anderen herabzukullern. Es war, als würden die Tulpen ihre kleinen Kristallkleider ablegen, um die Wärme der Sonne wieder aufzusaugen.
Ja, und dann geschah etwas Wunderschönes!
Die Sonne wurde immer stärker, und die verbliebenen Regentropfen auf den Blütenblättern trockneten.
Auf einmal öffneten sich alle Tulpen gleichzeitig!
So etwas Schönes hatte Sophia zuvor noch nie gesehen.
Das ganze Feld verwandelte sich in einem Augenblick, als ob Tausende von bunten Augen sich der Sonne entgegenstreckte.
Und sofort, als sie sich öffneten, begannen sie zu summen und zu singen. Es war ein überwältigender, wunderschöner Anblick und Klang. Die Tulpen leuchteten noch schöner als zuvor, ihre Farben strahlten in der Sonne, frisch gewaschen und voller Lebensfreude.
Sophia ging voller Freude durch das Tulpenfeld, lauschte dem Gesang und bewunderte das glitzernde Farbenmeer. Doch dann fiel ihr etwas auf. Mitten in all der Pracht sah sie eine Tulpe, die noch immer fest geschlossen war. Neugierig blieb Sophia vor ihr stehen. Mit ihrer zarten Stimme klopfte sie sanft an das geschlossene Blütenblatt und sagte: "Hallo, liebe Tulpe, warum öffnest du dich nicht? Warum bist du noch zu?"
Die kleine Tulpe wogte leicht hin und her, und dann flüsterte sie mit einer winzigen, aber deutlichen Stimme: "Ich habe eine Überraschung für dich, Sophia! Deshalb.
Du siehst, wenn ich mich auch sofort geöffnet hätte, dann hättest du mich vielleicht gar nicht bemerkt, unter all den anderen wunderschönen, offenen Blumen. Deshalb habe ich mich noch zugehalten, damit du mich erkennst und meine besondere Überraschung findest."🌷💎
Und dann, ganz langsam, öffnete die kleine Tulpe ihre Blütenblätter ein kleines Stück. Sophia schaute gespannt hinein. Und da lag es: Die kleine Tulpe hatte ein paar der winzigen Regentropfen,
die an ihr gehangen hatten, gesammelt und zu kleinen, leuchtenden Kristallen verwandelt! Vorsichtig hob Sophia einen davon auf. Er funkelte in ihrer Hand, wie ein winziger Stern, der vom Himmel
gefallen war.
Die kleine Tulpe flüsterte nun mit einer noch ernsteren, aber liebevollen Stimme: "Dieser Kristall, Sophia, hat Zauberkräfte.
Ich habe gehört, dass deine kleine Schwester Lea, die noch so klein ist, krank ist. Deshalb habe ich diesen Kristall für dich gemacht. Du musst ihn zu ihr bringen und sie soll ihn jeden Abend auf ihre Brust legen. Er wird ihr helfen."
Sophia bedankte sich bei der kleinen Tulpe, deren Blütenblätter sich nun vollständig öffneten und ihr ein strahlendes Lächeln zeigten. Mit dem funkelnden Kristall fest in der Hand eilte Sophia schnell nach Hause. Es war schon spät geworden, fast 18 Uhr, und Lea ging immer früh ins Bett.
Zuhause angekommen, rannte Sophia direkt zu ihrer Mama und erzählte ihr aufgeregt von der kleinen Tulpe, dem Zauberkristall und dessen geheimer Kraft. Sophias Mama lauschte aufmerksam und sah, wie wichtig das für Sophia war. Gemeinsam gingen sie zu Leas kleinem Bettchen. Die kleine Lea lag schon darin, ihre Augen waren noch etwas müde und traurig. Vorsichtig legten Sophias Mama, Papa und Sophia den funkelnden Kristall auf Leas Brust.
In dem Moment, als der Kristall Leas Haut berührte, geschah etwas Magisches: Die kleine Lea fing auf einmal an zu leuchten, genau wie die Tulpen im Feld immer leuchteten! Ein sanfter, warmer Schimmer ging von ihr aus, und Sophia, ihre Mama und ihr Papa staunten mit großen Augen. Dann wurde die Stelle auf Leas Brust, wo der Kristall lag, ganz warm. Lea seufzte zufrieden, schloss ihre Augen und schlief kurz darauf tief und fest ein. Es war ein ruhiger, friedlicher Schlaf, wie sie ihn schon lange nicht mehr gehabt hatte.
Am nächsten Morgen schien die Sonne hell in Leas Zimmer, und tatsächlich: Der kleinen Lea ging es schon viel besser! Sie sah rosiger aus, und das Leuchten war aus ihrem Gesicht gewichen, aber eine neue, sanfte Frische hatte sich dort breitgemacht. Als der Arzt, der Lea immer zu Hause untersuchte, kam, nickte er zufrieden. "Lea ist auf dem Weg der Besserung", sagte er lächelnd, "es wird noch eine Weile dauern, aber es geht aufwärts."
Sophia war überglücklich. Ohne zu zögern, zog sie ihr Zauberkleid an und rannte zum Tulpenfeld.
Dort, inmitten der bunten Blüten, sang sie den Tulpen ein wunderschönes Dankeslied. Ihre Stimme klang so klar und fröhlich wie nie zuvor. Dann ging sie direkt zu der kleinen Tulpe, die ihr den Kristall geschenkt hatte. Sophia erzählte ihr mit leuchtenden Augen, wie es Lea schon besser ging, und bedankte sich von Herzen. Sie tanzte ausgelassen zwischen den Tulpen, die mit ihr mitsummten, während das Zauberkleid bei jeder Bewegung funkelte.
Sophia war so dankbar wie noch nie, dass es ihrer kleinen Schwester besser ging und die Aussicht bestand, dass Lea vielleicht bald wieder ganz gesund sein würde.
Die größte Botschaft der Tulpen
So verstand Sophia an diesem Tag, dass die wahre Magie nicht nur in den singenden Tulpen oder dem leuchtenden Kristall lag, sondern in etwas viel Größerem: Es war die Liebe. Die Tulpen hatten ihre Liebe Sophia geschenkt, indem sie ihr Trost spendeten und ihr ein Kleid aus ihren Blütenblättern schenkten. Aus dieser Liebe entstand der Zauberkristall, der Leas Krankheit linderte.
Sophia hatte gelernt, dass Liebe wie ein großes Tulpenfeld ist. Wenn man Liebe in sich trägt, ganz fest und rein, dann kann man diese Liebe auch weitergeben. Sie breitet sich aus, wächst und blüht, genau wie die unzähligen Pastelltulpen im Feld.
Wer keine Liebe in sich trägt, kann auch keine Liebe geben.
Und so wusste Sophia, dass Liebe das Wichtigste im Leben ist. Nicht Reichtum und kein Geld, sondern die Liebe, die man gibt und empfängt. Die Liebe, die in jedem Gesang der Tulpen mitschwang, in jedem funkelnden Regentropfen auf ihren Blüten und in jedem warmen Schimmer des Kristalls. Sie trug diese Erkenntnis tief in ihrem Herzen und wusste, dass sie sie für immer mit ihrer kleinen Schwester und der Welt teilen würde.
Der Kristall war in Wirklichkeit kein magischer Gegenstand, der aus sich selbst heraus heilte.
Er war das Symbol der Liebe – die Liebe der Tulpen für Sophia, und Sophias eigene, große Liebe und ihr Glaube an die Tulpen und an die Heilung ihrer Schwester. Die wahre Zauberkraft war Sophias Liebe selbst. Ihre reine, starke Liebe, die sie in sich trug und die sie mit dem Kristall ausdrückte, hat Lea geheilt.
Es ist eine wunderschöne Botschaft, dass die größte Kraft in uns selbst und in der Liebe liegt, die wir teilen.💎🌷 ❣️
Liebe Grüße von Sara Simon Kreativ 🧑🏻🎨
In einem weit, weit entfernten Wald, der nicht nur aus Bäumen, sondern auch aus Licht und Farben bestand, lebten die Kolibris. Sie waren ein Geschenk des Himmels und hatten die Aufgabe, die Welt
mit Freude und Farbe zu erfüllen. Ihre Körper schimmerten in allen Schattierungen des Regenbogens – von Rot wie die aufgehende Sonne, über Orange wie ein saftiger Pfirsich und Gelb wie die
leuchtende Zitronenblüte, bis hin zu Grün wie das dichteste Blätterdach, Blau wie ein klarer Sommertag, Indigo wie der tiefe Abendhimmel und Violett wie die zartesten Veilchen.
Eines Tages hörten die Kolibris von einer Welt, in der die Farben langsam verblassten. Sie beschlossen, dorthin zu fliegen, um die Erde mit ihrer strahlenden Pracht zu bereichern. Und so machten sie sich auf den Weg, direkt aus dem schimmernden Regenbogenwald in die große, weite Welt.
Die bunten Meisen
Die Kolibris, die in allen Farben des Regenbogens leuchteten, flogen aus dem schimmernden Wald heraus. Plötzlich, am Rand eines gewöhnlichen Waldes, hörten sie ein fröhliches Gezwitscher. Dort saßen die bunten Meisen, deren Köpfe leuchtend blau, und deren Bäuche fröhlich gelb waren. Aber ihre Farben wirkten ein wenig blasser als die der Kolibris. Sie saßen auf einem Ast und pickten nach Samen, während sie besorgt miteinander tuschelten.
Als sie die strahlenden Kolibris sahen, verstummten die Meisen erstaunt. Die Kolibris schwirrten fröhlich zu ihnen und erklärten, dass sie gekommen seien, um die Welt wieder mit Farbe zu füllen.
Die Anführerin der Meisen, eine besonders kesse Blaumeise, nickte traurig. „Das ist wunderbar", sagte sie, „Wir haben schon bemerkt, dass unsere Farben verblassen.
Die Blumen verlieren ihren Glanz und die Sonne scheint nicht mehr so hell wie früher. Wir haben versucht, unsere Farben zu beschützen, aber es ist schwer."
Die Kolibris spürten sofort eine starke Verbindung. Sie wussten, dass sie nicht allein waren. Ihre Mission hatte gerade erst begonnen, und sie hatten bereits Freunde gefunden.
Der kranke Regenbogen
Die Kolibris, die mit den Meisen sprachen, spürten plötzlich ein seltsames Kribbeln. Es war ein Gefühl der Schwäche, das bis aus ihrem schimmernden Heimatwald kam. Einer der Kolibris, der Rot leuchtete, rief aufgeregt: "Ich spüre es! Es ist wie ein leiser Schmerz... etwas stimmt nicht mit unserer Quelle, mit dem Regenbogen!"
Die Anführerin der Meisen, die schlaue Blaumeise, sah die kleinen Vögel mit großen, runden Augen an. "Oh je!", piepste sie.
"Meine Großmutter hat immer erzählt, dass der Regenbogen die Seele aller Farben ist. Wenn er traurig oder krank wird, verblassen auch unsere Farben hier unten auf der Erde."
Jetzt war die Mission klar: Es reichte nicht, nur ein paar Farben zu verteilen. Sie mussten die Ursache finden und den Regenbogen heilen. Der Weg war lang und voller unbekannter Herausforderungen, doch mit den mutigen Kolibris und den weisen Meisen an ihrer Seite schien nichts unmöglich.
Die Tränen des Regenbogens
Die kluge Blaumeise dachte angestrengt nach. "Jetzt erinnere ich mich!", piepste sie aufgeregt. "In einer ganz alten Geschichte meiner Großmutter hieß es, der Regenbogen ist sehr emotional. Er schaut von ganz weit oben auf die Welt und sieht all die Geschichten, die sich abspielen. Er hat Lieblingsgeschichten... aber manchmal sind sie so traurig, dass er weinen muss."
Die Kolibris verstanden sofort. Die Farben verblassten nicht einfach, sie wurden von den Tränen des Regenbogens verdünnt. Er war traurig, und seine Traurigkeit sickerte in die Welt. Es reichte also nicht, die Farben zu suchen; sie mussten den Regenbogen wieder zum Lachen bringen!
Die Anführerin der Meisen wusste auch, wo sie nach der Antwort suchen mussten: Sie erzählte von einem magischen Ort, dem "See der bunten Tränen", der hoch oben in den Bergen lag. Nur von dort aus, so hieß es, konnte man die Gefühle des Regenbogens sehen und vielleicht zu ihm sprechen.
Die Kolibris, die in allen Farben des Glücks leuchteten, wussten genau, was ihre Aufgabe war.
Die kleinen Vögel zögerten keine Sekunde.
Mit einem festen Ziel vor Augen machten sich die schnellen Kolibris und die entschlossenen Meisen auf den Weg. Sie flogen gemeinsam hoch auf den Berg. Die Reise war anstrengend, der Wind zerrte an ihren kleinen Körpern und die Luft wurde immer kälter.
Aber sie gaben nicht auf, getragen von der Hoffnung, dem Regenbogen helfen zu können. Endlich erreichten sie den Gipfel. Dort, umgeben von schroffen Felsen, lag der See der bunten Tränen.
Sein Wasser war klar wie Glas, aber die Farben, die sich darin spiegelten, waren traurig und verschwommen. Die Kolibris und Meisen sahen die leuchtende Brücke des Himmels, den Regenbogen, als blassen, zittrigen Schimmer auf der Wasseroberfläche. Es war, als würden sie direkt in seine Seele blicken.
Sie wussten, dass sie nicht einfach nur zuschauen durften. Sie mussten jetzt handeln.
Die wahre Schönheit der Welt
Die kleinen Vögel schauten mit entschlossenen Blicken in den See. Ihre Herzen waren voller Mut und ihre Stimmen vereinten sich zu einem sanften, aber kraftvollen Chor.
"Lieber Regenbogen!", riefen sie zusammen. "Wir wissen, dass du die Traurigkeit der Welt siehst. Es gibt Kriege, es gibt Krankheiten und Sorgen. Aber du siehst nur einen Teil der Geschichten."
Die kleinen Kolibris, die in allen Farben schimmerten, schwirrten noch aufgeregter hin und her. „Es gibt so viel mehr!", rief einer von ihnen. „Es gibt Menschen, die sich gegenseitig helfen und trösten. Die Gesunden kümmern sich um die Kranken, und aus Trauer erwächst oft neue Stärke. Überall gibt es Freundlichkeit und Güte, die du vielleicht übersehen hast."
Die Meisen stimmten zu und zwitscherten von den vielen bunten Blumen, die neu blühen, von den leuchtenden Schmetterlingen und den fröhlichen Liedern der Vögel.
Die traurige Spiegelung des Regenbogens im See begann, heller und klarer zu werden. Die verschwommenen, trüben Farben wichen einem strahlenden, kräftigen Leuchten. Die sanfte Stimme aus dem See klang nun nicht mehr traurig, sondern überrascht und voller Freude.
"Ihr habt Recht", flüsterte der Regenbogen. "Ich habe mich zu sehr auf die dunklen Schatten konzentriert und die vielen kleinen Lichtblicke vergessen. Danke, dass ihr mir die wahre, bunte Schönheit der Welt gezeigt habt."
Ein gewaltiger, leuchtender Strahl schoss aus dem See in den Himmel. Die Farben des Regenbogens, nun geheilt und voller neuer Hoffnung, waren wieder lebendig. Sie leuchteten heller als je zuvor und füllten die Welt wieder mit all ihrer Pracht. Aus Dankbarkeit für die Vögel, die ihm die Augen geöffnet hatten, breitete der Regenbogen seine leuchtenden Farben über den gesamten Himmel aus, umarmte die Welt in einem sanften Glühen und versprach, nie mehr nur die Schatten zu sehen. Die Mission der Vögel war erfüllt, und der Regenbogen war glücklich.